Wer sich ein wenig mit dem Radsport beschäftigt und das ein oder andere Mal in die Tour de France reingeschaltet hat, weiß, dass es nicht nur einen Typ Fahrer gibt. Nicht umsonst ist bei großen Etappenrennen vor allem Teamwork gefragt. Da gibt es die Top-Fahrer mit Ambitionen auf die Gesamtwertung, die Teamfahrer zur Unterstützung, Kletterexperten für die Bergwertung und Sprintasse, welche die Punktewertung an sich reißen wollen. Aber was macht einen Bergfahrer aus? Wieviel Leistung muss ein Sprinter auf den letzten Metern bringen können, um den Sieg zu holen? Und wo liegt die Grenze zwischen ambitioniertem Hobbyfahrer und Profi in Sachen Gewicht und Wattleistung?
Wir haben uns mit diesen Fragen etwas näher beschäftigt und sie gleich an die Profis vom Orica-GreenEDGE Science-Team herangetragen, damit uns die Experten gleich sagen können, was Sache ist.
Der durchschnittliche Kletterer im Profibereich hat ein Gewicht zwischen 55 und 64 Kilogramm.
Die besten Bergfahrer erreichen ungefähr 6 Watt Leistung pro Kilogramm für über 30 Minuten.
Nicht wirklich. Einige Charakteristiken wie Größe können jemanden zwar schon bevorteilen, aber nur weil du 70 oder 80 Kilogramm wiegst heißt das nicht, dass du kein guter Kletterer sein kannst.
Ja, das ist ganz einfach Physik. Wenn man das Leistung-/Gewichtsverhältnis (Watt / kg) betrachtet, muss man immer das Gesamtgewicht betrachten. So haben schwerere Fahrer hier einen Vorteil.
Die Sprinter sind, was die einzelnen Fahrertypen im Radrennsport angeht, die mit der größten Streuung in dieser Beziehung. Es gibt große und schwere, kleine und leichte und alles dazwischen.
Studien haben ergeben, dass eine Höchstleistung von ca. 18 Watt/kg (dem dreifachen eines Kletterers) in Kombination mit dem Leistungsvermögen, 15 Watt/kg über einen Zeitraum von etwa 13 Sekunden zu halten, gut genug wäre, bei einem Sprint in einem Profirennen mitzuhalten.
Hier muss man aber beachten, dass sich die gesammelten Daten auf Sprints getätigt nach mehreren Rennstunden beziehen. Für Sprinter ist auch die Aerodynamik ein entscheidender Faktor. Einfach gesagt ist der größte Widerstand, den es für Sprinter zu überwinden gilt, der Luftwiderstand.
Das hängt natürlich stark von dem Eintagesrennen ab, bei dem der Fahrer antritt. Die berglastigen Strecken wie z.B. Lombardei und Lüttich-Bastogne-Lüttich favorisieren natürlich leichtere Fahrer, während eine Strecke wie Paris-Roubaix den körperlich stärkeren Fahrern besser liegt.
Die Leistung ist bei jedem Rennen abhängig von mehreren Variablen, und die Wattleistung ist eben nur eine davon. Diese Variablen sind gerade bei den Eintagesrennen noch unterschiedlicher von Fahrer zu Fahrer, sodass man die Frage nicht wirklich beantworten kann. Genau dieser Aspekt macht die Eintagesrennen auch so einzigartig und spannend, da kein distinktiver Typ Fahrer den alles entscheidenden Vorteil hat.
Auch hier sind wieder mehrere Faktoren entscheidend. Da hätten wir zum Beispiel Aerodynamik, Unterstützung des Teams und Taktiken, die maximale Sauerstoffaufnahme und Wattleistung über längere Zeit sowie die Fähigkeit, über kürzere Zeit ein Maximum an Leistung abzurufen und sich dann im Zuge des Rennens davon wieder zu erholen.
Dazu kommt noch die ausreichende Energiezufuhr auf dem Bike , wie man mit verschiedenen Wetterlagen umgeht und wie man sich selbst taktisch im Rennen verhält.
Ein Radrennen ist ein sehr dynamischer Wettkampf. Terrain, Wetter und Taktik kommen zusammen und beeinflussen Geschwindigkeit und Intensität des Rennens maßgeblich, und können sich bekanntlich jede Sekunde ändern. Daher ist so ein Rennen, anders wie ein Zeitfahrrennen zum Beispiel, eher eine Reihe einzelner Sprints unterschiedlicher Länge als eine konstante Belastung.
Eigentlich ist eine Etappe genauso wie ein Eintagesrennen oder Classics-Rennen, nur eben das Letztere intensiver sind, da das Rennen länger ist, nur einer gewinnen kann und es keine Gesamtwertung wie bei den Etappenrennen gibt.
Domestiks sind natürlich auch absolute Profis im Radsport, können sich aber in Hinsicht auf Körperbau grundsätzlich unterscheiden. Es gibt zum Beispiel große, schwere Domestiks, die ihren Sprinter-Kollegen im flachen Gelände den Rücken frei halten, als eben auch leichtere Fahrer, die den Top-Fahrer in den Bergen unterstützen. Natürlich wechseln die Rollen von Tag zu Tag und Etappe zu Etappe - ein Domestik im einen Rennen kann im nächsten schon zum Team-Leader werden.
Neben der Grundvoraussetzung der hervorragenden körperlichen Verfassung muss man auch ein gutes Aufmerksamkeitsvermögen haben. Jede Rennsituation muss der Domestik schnell erfassen können, um den Leader bestmöglich zu unterstützen.
Es gibt nicht wirklich viele Fahrer, die in keinem Bereich Schwächen haben. Viele Domestiks spezialisieren sich innerhalb ihrer Rolle noch einmal, sodass es Domestiks für die Berge und für Sprints gibt. Wiederum andere übernehmen das Kommando auf der „normalen“ Strecke.